Nahrung
Der Biber ist reiner Vegetarier. Im Sommer ernährt er sich von Gräsern, Stauden, Blättern, Kräutern, Feldfrüchten und Rhizomen von Wasserpflanzen. Rund 300 Arten stehen auf seinem Speiseplan. Hierzu gehören zum Beispiel Seerosen, Schilf, Brennnesseln, Klee, Äpfel, Rüben, Mais oder auch Getreide. Im Winter besteht seine Nahrung aus der jungen Rinde von Bäumen und Sträuchern sowie Wurzeln und Knollen.
Bevorzugte Baumarten sind Weiden und Pappeln, die sich schnell regenerieren und so über viele Jahre als Nahrungsquelle genutzt werden können. Aber auch andere Arten wie Eiche, Ulme, Esche, Buche und Hainbuche werden gerne gefressen. Weniger wählerisch ist der Biber hingegen bei der Nutzung von Gehölzen als Baumaterial. Limitierender Faktor für die ganzjährige Besiedlung von Gewässerabschnitten ist vor allem eine ausreichende Verfügbarkeit von Winternahrung.
Foto: Claus Hektor
Da Biber sich im Wasser am sichersten fühlen, entfernen sie sich selten weiter als 10-20 Meter vom Ufer. In diesem schmalen Bereich finden sich daher die meisten Nagespuren. Auch liegen die Nahrungsplätze - vor allem im Winter - häufig in der Nähe vom Bau. Denn der Transport von Ästen im Wasser ist kräftezehrend. Er wird meist bei besonders beliebten Baumarten in Kauf genommen. Man unterscheidet dabei zwischen Fällplätzen, an denen die Gehölze gefällt werden, und den Fraßplätzen, meist ruhige und geschützte Stellen am Ufer, wo die Zweige sorgfältig abgenagt und verspeist werden.
Foto: Christian Bräuning
Viele Biber legen sich in unseren Breiten im Herbst einen Wintervorrat an. Er wird Nahrungsfloß genannt und befindet sich in der unmittelbarer Nähe zum Bau im Wasser, so dass er auch bei geschlossener Eisdecke der Gewässer schwimmend erreicht werden kann. Das Nahrungsfloß besteht aus gestapelten Ästen und Zweigen bevorzugter Baumarten.
Lebensraum
Der Biber gilt als typische Art der Auen. In der Tat ist dies der Lebensraum, in dem er sich am wohlsten fühlt. Ein optimaler Biberlebensraum hat eine Uferzone mit üppiger Kraut -, Strauch - und Weichholzvegetation, liegt an einem natürlichen oder künstlichen Gewässer und hat eine Mindestwassertiefe von 50 bis 80 Zentimetern. Dabei bevorzugt der Biber langsam fließende oder stehende Gewässer, die im Sommer nicht trocken fallen und im Winter nicht zufrieren. Die Ufer sollten nicht befestigt sein, damit er im Boden einen Bau und Röhren anlegen kann.
Die Ausbreitung der Biber in den vergangenen Jahren hat gezeigt, dass sie sehr flexibel sind, was ihren Lebensraum angeht. Allein die Grundbedürfnisse von Wasser und Nahrung müssen erfüllt sein. Ihr Wirkungsgrad begrenzt sich somit keineswegs nur auf die Auen. Wie kaum ein anderes Tier ist der Biber in der Lage, seine Umgebung nach seinen Bedürfnissen selbst zu gestalten. Durch diese Veränderungen bietet er nicht nur sich selbst, sondern auch vielen anderen Tieren und Pflanzen einen Lebensraum. Deswegen nennt man ihn auch einen Landschaftsarchitekten oder Baumeister.
Foto: Nabu/Klemens Karkow
Lebensweise
Der Biber wohnt mit seiner Familie in einem Biberbau. Hier verbringt er den Großteil seines Lebens, da der Bau Schutz vor Feinden, Hitze und Kälte bietet. Der Eingang des Baus liegt immer unter Wasser, damit keine Feinde in ihn gelangen können. Die Wohnhöhle befindet sich hingegen über der Wasserlinie. So ist es im Bau trocken und warm. Der Bau wird direkt in die Uferböschung gegraben oder – im Falle der Biberburg – oberhalb des Bodens aus Ästen, Zweigen und Schlamm angelegt.
Foto: Norman Schiwora
Einen Damm legt der Biber nur an, wenn die Wassertiefe im Fließgewässer nicht ausreicht oder der Eingang zum Bau frei liegt. Der aufgestaute Biberteich bietet ihm Schutz vor Feinden: Er kann bei Gefahr abtauchen sowie Nahrung und Baumaterial leichter transportieren. Durch das Aufstauen verhindert der Biber auch, dass das Gewässer im Winter zufriert. Der Damm wird aus Ästen und Zweigen aufgebaut, die so geschickt ineinander gesteckt werden, dass der Wasserlauf behindert wird. Der Damm wird in Schichten gebaut, bis er etwa eine Höhe von einem Meter erreicht. Dabei reagiert der Biber flexibel auf unterschiedliche Wasserstände: Bei Hochwasser baut er den Damm zurück, bei Trockenheit erhöht er ihn.
Foto: Tonja Mannstedt
Der Biber ist dämmerungs- und nachtaktiv. Er kommt erst in der Abenddämmerung aus seinem Bau. Nachdem er seinen Hunger gestillt hat, kontrolliert er Dämme, Bau und Reviergrenzen, pflegt sein Fell und die sozialen Kontakte zu seinen Familienmitgliedern. Nur 2 bis 3 Stunden verbringt er dabei tatsächlich im Wasser, die restliche Zeit hält er sich an Land auf.
Der Biber hält keinen Winterschlaf. Für das Überleben in der Kälte hat er seinen Körperbau und Biorhythmus optimal angepasst, so dass auch lange Winter mit Minusgraden kein Problem für ihn darstellen. Im Winter verbringt er deutlich mehr Zeit im Bau, ein Großteil des Tages wird verschlafen. Im Herbst werden wichtige Vorkehrungen getroffen: Der Bau wird beispielsweise gut isoliert, ein Nahrungsfloß als Futterreserve angelegt. Zudem futtert sich der Biber ein 3 bis 4 Kilogramm schweres Fettdepot an, das er über den Winter verbraucht.
Foto: Gerhard Schwab
Zu einer Biberfamilie gehören neben dem Elternpaar die Jungtiere der letzten beiden Würfe, also in etwa 3-5 Tiere. Biber haben nur einmal im Jahr Nachwuchs. Von den 2-5 Jungtieren überleben meist nur ein bis zwei das erste Lebensjahr. Der Nachwuchs wird nach dreieinhalb Monaten Tragezeit im Frühjahr im Bau geboren und verbringt hier seine ersten Wochen. Von Eltern und Geschwistern umsorgt, stellen die Jungtiere ihre Nahrung langsam von Muttermilch auf pflanzliche Kost um. Sie üben tauchen, damit sie nach einem Monat erstmals den Bau verlassen können.
Foto: Christian Kutschenreiter
Im Alter von zwei Jahren verlassen sie dann als Halbwüchsige ihren Gewässerabschnitt und suchen sich ein eigenes Zuhause. Dafür wandern sie entlang der Wasserläufe bis zu 30 Kilometer weit, es können aber auch große Entfernungen von bis zu 100 Kilometern zurückgelegt werden. Haben sie einmal einen Partner gefunden, bleiben Biber meist ihr Leben lang zusammen.
Der Biber lebt mit seiner Familie in einem Revier, das gegen Artgenossen und Feinde verteidigt wird. Dabei markieren sie ihre Reviergrenzen mit einem besonderen Sekret, dem Bibergeil. Die Tiere sind oft gebietstreu. Die Größe des Reviers richtet sich nach dem Nahrungsangebot und der Gewässerform: Es liegt zwischen 0,5 und 6 Kilometern Flusslänge. Bedingt durch das Reviersystem, die hohe Sterblichkeitsrate bei Jungtieren und erwachsenen Bibern und die intensive Jungenaufzucht wachsen Biberbestände nur langsam. Bei guten Lebensraumbedingungen nimmt die Population in etwa um 20 bis 25 Prozent pro Jahr zu.